Sieben Minuten nach Mitternacht

Patrick Ness & Siobhan Dowd
cbj Verlag & Goldmann Verlag

Alter: 12-99 /WM/ Lesbarkeit: einfach - normal /Textumfang: XL-XXL (216 Seiten)

Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt ...

»Sieben Minuten nach Mitternacht« wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2012 ausgezeichnet.

Quelle: cbj Verlag & Goldmann Verlag

Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Conors Vater lebt weit weg in Amerika, seine Großmutter ist eine unnahbare Frau, in der Schule ist er ein Einzelgänger, der zudem ständig gemobbt wird und seine Mutter – seine Mutter hat Krebs.
Scheinbar völlig auf sich allein gestellt, versucht Conor sein Leben und seinen Alltag zu bewältigen, einen Alltag, der schon längst keiner mehr ist.
Verzweifelt klammert er sich an die Hoffnung, dass seine Mutter wieder gesund wird, auch wenn er es längst besser weiß, aber das kann er sich nicht eingestehen. Und dann ist da auch noch dieser Wunsch, den er nicht zulassen kann. Der Wunsch, es möge endlich alles vorbei sein, das Leiden der Mutter, sein Leiden, aber auch diese schreckliche, schreckliche Ungewissheit nicht zu wissen, wann ...
Solch ein Wunsch gehört bestraft. Aber was Conor auch anstellt, niemand bestraft ihn. Alle haben Verständnis für seine „Situation". Er fühlt sich isoliert von allen anderen– unsichtbar.
Dabei ist es nicht so, dass niemand Conor helfen will, doch Hilfe kann Conor nicht annehmen.
Bis eines Nachts, genau um sieben Minuten nach Mitternacht, die alte Eibe vor seinem Fenster zum Leben erwacht.
Das Baummonster ist gekommen, um Conor zu helfen, und dieser Hilfe ist Conor sozusagen hilflos ausgeliefert. Auch wenn er sich am Anfang dagegen wehrt und das Monster gar nicht ernst nimmt. Denn nichts kann so schrecklich sein, wie sein Albtraum.

Doch das Monster bleibt hartnäckig. Drei Geschichten will es Conor erzählen, die ihm helfen sollen, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Die vierte Geschichte soll dann Conor selbst erzählen. Es wird Conors eigene Geschichte sein.
Und so bleibt das Monster an Conors Seite, begleitet ihn, bis zum bitteren Ende. Ein Ende, das auch ein Anfang ist, um weiterleben zu können.

Patrick Ness erzählt diese tiefgründige Geschichte nach einer Idee der irische Kinderbuchautorin Siobhan Dowd, die, ebenfalls wie Conors Mutter an Krebs erkrankte und das Buch leider nicht mehr selber schreiben konnte.
Den Text begleiten die fantastischen schwarz-weiß-Zeichnungen von Jim Kay. Bedrohlich und düster lassen sie den Leser noch tiefer in Conors Welt eintauchen.

Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie Conor stecken, kann dieses Buch eine große Hilfe sein, nur sollte man sie damit keineswegs alleine lassen. Aus diesem Grund kann ich das Buch auch nicht als Klassenlektüre empfehlen. Diese Geschichte liefert Gesprächsbedarf und der kann ggf. über das, was Unterricht leisten kann, weit hinausgehen.

Sieben Minuten nach Mitternacht ist trotz seiner einfachen Lesbarkeit kein einfaches Buch. Die Anforderungen an das Lese-Sinn-Verständnis sind sehr hoch. Psychologisch – tiefgründig muss vieles vom Leser interpretiert und hinterfragt werden, um verstanden zu werden. Gerade deshalb eignet sich dieses Buch aber besonders gut, wenn man sich mit einem komplexeren Inhalt auseinandersetzen will. Durch die einfache Lesbarkeit kann man sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren. Begleitend kann man auch das Hörbuch einsetzen.
Da Buchstabengröße und Zeilenabstände im Buch der gängigen Größe entsprechen und es sich außerdem um eine Serifenschrift handelt, empfehle ich Lesern, die Schwierigkeiten mit der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung haben, das E-Book.