Tandem-Lesen

Gemeinsames Lesen als Leseförderung

 

Lesen ist eine grundlegende Fertigkeit, die nicht nur den Zugang zu Wissen ermöglicht, sondern auch Empathie und die Fähigkeit fördert, sich in verschiedenen Lebensbereichen zurechtzufinden. Tandem-Lesen ist eine Methode, die sich in den letzten Jahren als effektive Möglichkeit etabliert hat, Lesefähigkeiten zu verbessern und gleichzeitig soziale Verbindungen zu stärken.

Was versteht man unter Tandem-Lesen?

Tandem-Lesen bezieht sich auf die gemeinsame Lektüre eines Textes durch zwei Personen. Es ist ein kooperativer Ansatz, der auf dem Prinzip basiert, dass das Teilen von Gedanken und Perspektiven das Verständnis vertieft. Die Lesepartner können sich in ihrer Lesefähigkeit unterscheiden. Das Ziel ist es, voneinander zu lernen und die Lesefertigkeiten zu verbessern.

Tandem-Lesen ist für Menschen jeden Alters und jeder Lesefähigkeit von Vorteil. Es kann Kindern helfen, ihre Lesefertigkeiten zu verbessern und es ermöglich älteren Schülern, komplexe Texte besser zu verstehen. Besonders profitieren Menschen von dieser Methode, die Schwierigkeiten beim Lesen haben oder die eine neue Sprache erlernen.

Der Prozess des Tandem-Lesens ist einfach und flexibel. Zwei Partner wählen einen Text aus, den sie gemeinsam lesen möchten. Dies kann ein Buch, ein Artikel, ein Gedicht etc. sein. Während des Lesens tauschen die Partner ihre Gedanken, Fragen und Beobachtungen aus.

Es ist wichtig, dass die Partner geduldig und unterstützend sind, besonders wenn einer der Leser Schwierigkeiten hat. Der Fokus sollte auf der Freude am gemeinsamen Lernen und Verstehen liegen. Nach dem Lesen können die Partner ihre Eindrücke zusammenfassen und über das Gelesene diskutieren.

Neben dem grundlegenden Konzept des Tandem-Lesens gibt es verschiedene Techniken, die sich beim Tandem-Lesen anwenden lassen und vor allem Menschen mit Leseschwäche helfen, da sie das schnelle und ganzheitliche Lesen fördern. So können z.B. Eltern gemeinsam mit ihren Kindern lesen oder aber in der Schulklasse bilden jeweils ein starker und ein schwacher Leser gemeinsam ein Tandem.

Duett-Lesen
Beim Duett-Lesen handelt es sich um eine Technik, bei der beide Lesepartner denselben Text gleichzeitig laut vorlesen. Dies erfordert eine präzise Abstimmung und Zusammenarbeit, um einen harmonischen Lesefluss zu erreichen. Der stärkere Partner passt sich dabei dem schwächeren Partner an.

Wechselndes Vorlesen
Eine weitere Möglichkeit beim Lese-Tandem ist das wechselnde Vorlesen. Es wird immer abwechselnd ein Abschnitt gelesen. Der Textumfang, der an einem Stück gelesen wird, hängt hierbei auch wieder von der Lesefähigkeit des schwächeren Partners ab. So kann man z.B. nach jedem Satz wechseln. Dies fördert auch die Konzentration. Ein Wechsel ist natürlich auch seitenweise möglich, ganz nach Belieben bzw. nach den Fähigkeiten der Lesepartner.


Das nächste Wort lesen
Bei dieser Methode liest Lesepartner 1 vor und stoppt zwischendurch. Lesepartner 2 liest dann nur das nächste Wort. Der stärkere Partner muss sich mit seinem Lesetempo dem schwächeren Partner anpassen, da dieser den Text still mitliest. Wird das vorzulesende Wort nicht sofort gelesen, war das Lesetempo zu hoch. Diese Methode fördert vor allem auch die Konzentration beim Lesen.


Zwischendurch kann der stärkere Leser auch immer wieder längere Passagen vorlesen, über die dann im Nachhinein gesprochen wird.
Insgesamt fördert Tandem-Lesen nicht nur die Lesefertigkeiten, sondern stärkt auch die zwischenmenschliche Beziehung. Vor allem wenn ein Kind leseschwach ist, sind die regelmäßigen Übungen häufig stressig für Kind und Eltern. Dies belastet die Beziehung und verleidet die Lust am Lesen. Durch die verschiedenen Techniken des Tandem-Lesens kann dieser Stress vermieden oder zumindest abgemildert werden und die Freude am Lesen kann wachsen. Ein weiterer Vorteil ist, dass leseschwache Menschen und Leseanfänger mit dieser Methode Bücher lesen können, die für das selbstständige Lesen noch zu schwer sind.