Fehler muss man sehen!

          LRS und visuelle Wahrnehmungsstörungen erkennen und behandeln
Dr. Med. Heike Schuhmacher
Tredition Verlag

Ratgeber/Fachbuch

… Schulkinder, die an unerkannten visuellen Wahrnehmungsstörungen leiden, entwickeln Lern- und Konzentrationsprobleme, deren Ursache häufig fehlinterpretiert wird. Sie scheitern bereits in der Grundschule an Aufgaben, die visuelle Informationsverarbeitung erfordern, obwohl ihnen der Augenarzt hundertprozentige Sehschärfe bescheinigt und sie über eine ganz normale Intelligenz verfügen …
Die gute Nachricht. Sind visuelle Wahrnehmungsstörungen erst einmal erkannt, können sie auch therapiert werden. Da Sehen eine erlernte Gehirnfunktion ist, kann man dank der Neuroplastizität unseres Gehirns viele visuelle Grundfunktionen durch Training verbessern … Quelle: Dr. Med. Heike Schuhmacher/Tredition

Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Hilfe, mein Kind liest nicht, es ist so ein richtiger Lesemuffel. Wir haben es schon mit so vielen Büchern versucht, alles vergebens. Vorlesen lässt sich mein Kind gerne, aber selber lesen – nein danke! Wir üben Tag für Tag, es ist eine richtige Quälerei und endet häufig in Tränen oder mit einem Wutanfall.
Obwohl der Augenarzt keine Auffälligkeiten festgestellt hat und mit dem Sehen scheinbar alles in Ordnung ist, kann hinter dem Problem mit dem Lesen aber auch mit dem Schreiben eine visuelle Wahrnehmungsstörung liegen.
Lesestörungen können ganz unterschiedlich aussehen. Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene müssen zum Beispiel jedes Wort mühsam Buchstabe für Buchstabe erlesen und das immer wieder, auch wenn das gleiche Wort ein paar Zeilen später erneut auftaucht, und dieser Zustand bessert sich auch nicht durch konsequentes Üben. Dann gibt es Lesende, die schnell und hastig lesen, dabei Wortenden nicht mitlesen, kurze Wörter überspringen, Artikel vertauschen, Verneinungen nicht mitlesen oder schnell die Zeile verlieren. Es gibt aber auch Lesende, die nahezu fehlerlos lesen, aber unendlich langsam. Man spürt förmlich ihre Anstrengung, wenn sie lesen. Die ersten paar Zeilen gehen dabei vielleicht noch relativ flüssig, aber dann wird es von Zeile zu Zeile stockender und mühseliger. Bei all diesen Ausprägungen ist das Lesesinnverständnis häufig mehr oder weniger schwer eingeschränkt.
Eltern, aber auch Lehrer sind in solch einer Situation oft hilflos, zumal der Augenarzt meist eine gute Sehfähigkeit bestätigt hat. Was also tun?
Eine erste Hilfe kann hier das Buch Fehler muss man sehen! von Frau Dr. Med. Heike Schuhmacher sein. Frau Dr. Schuhmacher betreibt eine eigene Praxis in Bad Homburg. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und hat zu dem Thema Diagnostik und Therapie visueller Wahrnehmungsstörungen bei Lese-Rechtschreibschwäche promoviert.
Das Buch richtet sich an Fachleute wie Therapeuten und Ärzte, aber auch an Lehrer und Eltern. Auch für den Laien verständlich erklärt die Autorin das komplexe Themenfeld Sehen und visuelle Wahrnehmung. Es geht um die Entwicklung und welche Störungen auftreten können. Neben dem Sehen geht sie, wenn auch etwas verkürzt, auf das Thema Hören, auditive Wahrnehmung und Störungen in diesem Bereich ein. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig bei der visuellen Wahrnehmung.
Besonders interessant für Eltern sind die Kapitel zu Diagnose und Therapie von visuellen Wahrnehmungsstörungen und das Kapitel 6, das sich direkt an die Eltern richtet. In diesem Kapitel gibt es unter anderem Checklisten, mit denen Eltern sich eine erste Übersicht verschaffen können. Außerdem finden sich in diesem Kapitel Hilfestellungen, wo Eltern diagnostische und therapeutische Hilfe finden und welche Informationen für die Lehrer des Kindes wichtig sind. Ebenfalls erfahren Eltern, welche Hilfsmaßnahmen betroffenen Kindern zustehen, wie sich der häusliche Arbeitsplatz optimieren lässt und wie die Hausaufgabensituation entspannt werden kann.

Fazit: Dieses Buch ist ein absolutes Muss, wenn Kinder beim Lesen keine Fortschritte machen. Hier ist schnelle Hilfe gefragt, damit erst gar kein Lesefrust entsteht.

 

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