Willkommen bei den Friedlaenders

Meine Familie, ein Flüchtling und kein Plan
Adrienne Friedlaender
Verlag Blanvalet

Alter: Jugendliche und Erwachsene /WM/ Lesbarkeit: normal/ Textumfang: XXL (240 Seiten)

Die Berichte in den Nachrichten, die vielen Bilder. So viele Flüchtlinge, und keiner weiß, wohin mit ihnen. Bei vier Söhnen, einer 90-jährigen Großmutter, Kater und Hund kommt es auf einen Jungen mehr auch nicht an, denkt die alleinerziehende Mutter und Journalistin Adrienne Friedlaender – und wenig später zieht der 22-jährige Moaaz aus Syrien bei ihr und ihren Söhnen ein. In amüsanten Episoden erzählt sie vom Multikulti-Mix unterm Reihenhausdach, von fröhlichen, irritierenden und bewegenden Begegnungen. So einfach kann Integration sein? Quelle: Verlag Blanvalet

Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Ihre vier Söhne geben der Journalistin Adrienne Friedlaender den entscheidenden Impuls, einen jungen Mann aufzunehmen, der aus Syrien geflüchtet ist. Die Entscheidung fällt 2015 spontan, als die Familie die Bilder der flüchtenden Menschen im Fernsehen sieht.
Ohne sich groß drauf vorzubereiten, fährt die Familie ins Flüchtlingsheim und nimmt Moaaz bei sich auf. Das ist sowohl für Adrienne, ihre vier Jungs und die Oma eine Umstellung, genau so wie für Moaaz. Kulturelle Unterschiede sind vorhanden, aber sowohl Moaaz wie auch Familie Friedlaender lässt diese niemals zu einer unüberwindbaren Mauer werden, ganz im Gegenteil – alle lernen voneinander.
Die spontane Entscheidung der Familie, einen Flüchtling aufzunehmen, verdient auf alle Fälle Anerkennung, denn das machen nicht viele Menschen.
Das Buch ist locker geschrieben (mit syrischen Kochrezepten zwischendurch) und mit einer ordentlichen Prise Humor. Besonders sympathisch ist auch der Einblick in das Familienleben der Familie Friedlaender und das ist für eine alleinerziehende Mutter von vier Jungs auch nicht immer einfach.
Das Buch erscheint mir jedoch teilweise zu konfliktfrei. Nicht mal die deutsche Bürokratie scheint groß für Stress zu sorgen. Es kommt alles sehr harmonisch rüber. Moaaz scheint sich problemlos in das Familienleben zu integrieren und hilft der Mutter, was ihre Söhne nicht tun.
Konflikte werden zwar angerissen, aber es schwingt immer mit, dass das doch alles eigentlich kein Problem ist. Moaaz bleibt für mich als Leserin daher auch ein wenig blass.
Auch das Verhältnis von Adrienne zu ihren Söhnen verläuft mir zu konfliktfrei, denn die Jungs leisten sich wirklich so einiges, bei dem Eltern gewöhnlich die Hutschnur platzt.
Hinzu kommt also ein fünfter junger Mann, der schon bald wie ein Ziehsohn für die Autorin wird.
Doch wenn Menschen, die sich nicht kennen, plötzlich gemeinsam unter einem Dach leben, dann ist es eigentlich nur logisch, wenn Reibungspunkte entstehen. Dies hat natürlich etwas mit den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu tun, aber eben nicht nur. Dies kommt mir in der Erzählung etwas zu kurz.

Willkommen bei den Friedlaenders ist eine autobiografische Geschichte mit einem großen Textumfang (XXL). Die serifenlose Schrift hat eine normale Größe und die Zeilenabstände eine normale Weite. Geeignet ist das Buch für Leser*Innen, die mit einer normalen Lesbarkeit gut zurechtkommen. Das Buch gibt es jedoch auch als Übersetzung in Einfache Sprache beim Spaß am Lesen Verlag.

Fazit: Kein Problembuch, sondern eine erfrischende Geschichte über eine Familie, die einen jungen Mann aus Syrien bei sich aufnimmt.

 

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