Willkommen bei den Friedlaenders

Adrienne Friedlaender
übersetzt in einfache Sprache: Sonja Markowski
Spaß am Lesen Verlag

Alter: Jugendliche und Erwachsene /WM/Lesbarkeit: einfach/

Textumfang: XL (126 S.)

Journalistin Adrienne Friedlaender lebt in einem Haus in Hamburg. Gemeinsam mit ihren Söhnen, Hund und Kater.
Die vielen Bilder von Flüchtlingen in den Nachrichten berühren sie sehr. Sie entscheidet, einen Flüchtling aufzunehmen: den 22-jährigen Moaaz aus Syrien Quelle: Spaß am Lesen Verlag

Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Ihre vier Söhne geben der Journalistin Adrienne Friedlaender den entscheidenden Impuls, einen jungen Mann aufzunehmen, der aus Syrien geflüchtet ist. Die Entscheidung fällt 2015 spontan, als die Familie die Bilder der flüchtenden Menschen im Fernsehen sieht.
Ohne sich groß drauf vorzubereiten, fährt die Familie ins Flüchtlingsheim und nimmt Moaaz bei sich auf. Das ist sowohl für Adrienne, ihre vier Jungs und die Oma eine Umstellung, genau so wie für Moaaz. Kulturelle Unterschiede sind vorhanden, aber sowohl Moaaz wie auch Familie Friedlaender lässt diese niemals zu einer unüberwindbaren Mauer werden, ganz im Gegenteil – alle lernen voneinander.
Die spontane Entscheidung der Familie, einen Flüchtling aufzunehmen, verdient auf alle Fälle Anerkennung, denn das machen nicht viele Menschen.
Das Buch ist locker geschrieben (mit syrischen Kochrezepten am Ende) und mit einer ordentlichen Prise Humor. Besonders sympathisch ist auch der Einblick in das Familienleben der Familie Friedlaender und das ist für eine alleinerziehende Mutter von vier Jungs auch nicht immer einfach.
Das Buch erscheint mir jedoch teilweise zu konfliktfrei. Nicht mal die deutsche Bürokratie scheint groß für Stress zu sorgen. Es kommt alles sehr harmonisch rüber. Moaaz scheint sich problemlos in das Familienleben zu integrieren und hilft der Mutter, was ihre Söhne nicht tun.
Konflikte werden zwar angerissen, aber es schwingt immer mit, dass das doch alles eigentlich kein Problem ist. Moaaz bleibt für mich als Leserin daher auch ein wenig blass.
Auch das Verhältnis von Adrienne zu ihren Söhnen verläuft mir zu konfliktfrei, denn die Jungs leisten sich wirklich so einiges, bei dem Eltern gewöhnlich die Hutschnur platzt.
Hinzu kommt also ein fünfter junger Mann, der schon bald wie ein Ziehsohn für die Autorin wird.
Doch wenn Menschen, die sich nicht kennen, plötzlich gemeinsam unter einem Dach leben, dann ist es eigentlich nur logisch, wenn Reibungspunkte entstehen. Dies hat natürlich etwas mit den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu tun, aber eben nicht nur. Dies kommt mir in der Erzählung etwas zu kurz.

Die hier besprochene Ausgabe ist eine Übersetzung in Einfache Sprache. Das Original erschien beim Blanvalet Verlag. Die Ausgabe wurde gekürzt, ist aber trotzdem noch recht umfangreich (XL). Inhaltlich kommt es zu keinen Auslassungen. Die Sätze sind kurz und die Lesbarkeit ist durchgehend einfach. Aufgrund des hohen Textumfangs liegt jedoch eine starke Tendenz zu einer normalen Lesbarkeit vor. Das Buch ist in achtzehn relativ kurze Kapitel unterteilt. Zwischendurch kann man gut pausieren. Trotzdem brauchen die Leser schon ein gewisses Durchhaltevermögen.
Die serifenlose Schrift ist nur geringfügig größer und die Zeilenabstände sind geringfügig weiter. Der Text ist linksbündig im Flattersatz gesetzt und die einzelnen Sinnabschnitte sind mit einer Leerzeile voneinander getrennt. Sollte die Aufmerksamkeit bei dem großen Umfang noch nicht ausreichen oder die Lesbarkeit doch noch zu hoch sein, empfehle ich, das Buch mit einem Lesepartner im Tandem zu lesen.

Fazit: Kein Problembuch, sondern eine erfrischende Geschichte über eine Familie, die einen jungen Mann aus Syrien bei sich aufnimmt.

 

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