Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Nachdem Ottos Eltern, zwei Archäologen, auf einer Forschungsreise nach Mexiko spurlos verschwunden sind, lebt der 11-jährige Junge bei Tante Sharon in einer alten Villa. Und seit diesem Tag spukt es in Ottos Leben.
Otto kann die verstorbenen Hausbewohner der alten Villa sehen: Sir Tony, den ehemaligen Hausherren und seine Bediensteten Molly und Bert. Sie spuken nicht sehr erfolgreich durch das Haus, denn die putz- und uhrenversessene Tante Sharon bekommt davon nichts mit. Außerdem hat Otto ein Haustier aus der Geisterwelt, das in seinem Kleiderschrank lebt. Vincent, eine Fledermaus mit ziemlich vorlauter Klappe, der gar nicht unsichtbar ist.
Warum Otto Geister sehen kann, weiß er selber nicht, aber seine Freundin Emily findet das ziemlich cool. Sie möchte später am liebsten einmal Forscherin werden, um die Existenz von Geistern zu beweisen, obwohl sie diese zu ihrem eigenen Bedauern nicht sehen kann.
Auch wenn die Geister alle ein paar schrullige und skurrile Angewohnheiten haben, so sind sie doch Ottos Freunde und Otto weiß, vor Geistern muss man sich nicht fürchten. Anders sieht es da schon mit der seltsamen Gestalt aus, die eines Tages mit einem Laster voller Gurkengläsern in Ottos Straße auftaucht. Schwarze Kutte, Sense – na klar der Sensemann, der die Seele von Ottos Nachbar einsammelt. Aber wie passen die Jeans und die zweifarbigen Turnschuhe dazu? Der Sensemann heißt Harold, genannt Scary Harry und entpuppt sich als eine ziemlich coole Socke. Seelen sammelt er in Gurkengläsern und befördert sie dann mithilfe einer Uhr (aus Tante Sharons Haus) ins Jenseits. Seinen Job beim SBI (Seelenbeförderungsinstitut) findet er nicht so prickelnd. Viel zu schlecht bezahlt und da er sich im 520. Dienstjahr befindet, wird‘s auch langsam langweilig,
Aber wie es aussieht, kommt Scary Harry genau zur rechten Zeit, denn irgendjemand hat Ottos Geisterfreunde entführt. Otto braucht dringend die Hilfe des Sensemanns, um die Geister wieder zu befreien, denn die Polizei wird ihm bei seinem Problem wohl kaum helfen.

Scary Harry – Von allen guten Geistern verlassen ist der erste Band einer mehrteiligen Reihe. Dabei ist, anders als der Titel vermuten lässt, nicht Scary Harry die Hauptfigur, sondern Otto. Aber ohne Scary Harry wäre Otto ganz schön aufgeschmissen.
Die Geschichte ist spannend, steckt voller Witz und skurrilen Einfällen und hat einen guten Schuss Gruselfaktor, aber nie so stark, dass Kinder sich fürchten könnten.
Das Buch ist ziemlich umfangreich (XXL) ebenso die Kapitel. Es braucht also schon eine gewisse Ausdauer, wenn man die Geschichte selbstständig lesen will. Die vielen witzigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen lockern den Text jedoch auf.
Sollte das Buch noch zu umfangreich sein, kann man es im Wechsel oder als Tandem mit Mama, Papa, Oma, Opa etc. lesen. Leseschwache und leseungeübte Kinder brauchen bei diesem Buch auf alle Fälle Unterstützung. Außerdem müssen sie schon gut mit einer normalen Lesbarkeit zurechtkommen. Die Serifenschrift hat eine für Kinderbücher normale Größe, ebenso der Zeilenabstand. Für Leser, die Probleme mit der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung haben, empfehle ich das E-Book. Begleitend kann man aber auch das Hörbuch einsetzen.

Fazit: Ein spannender und skurriler Gruselspaß für Leseratten und alle, die es werden wollen.

 

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