Leseempfehlung

von Sabine Kruber

Ava kommt über ihre Fehlgeburt nicht hinweg. Jeden Tag geht sie zum Grab ihrer kleinen Tochter Murielle, während sich ihr Mann Dirk, ein erfolgreicher Geschäftsmann, längst wieder seinem Job zugewandt hat. Sie leidet unter der Trauer, den daraus folgenden Depressionen und einer mysteriösen Augenkrankheit. Ihren Beruf als Lehrerin musste sie aufgeben.
Als Dirk nach Paris versetzt wird, hofft Ava auf einen Neuanfang. Sie wird das erste Mal seit langer Zeit wieder aktiv und sucht, obwohl Dirk davon alles andere als begeistert ist, ein Haus für sie in Meudon aus, einer Stadt, die gleich neben Paris liegt.
Doch auch in Frankreich sieht es zunächst nicht danach aus, dass Ava ihren Lebensmut wiedergewinnt. Im Gegenteil – anstatt sich sinnvolle Beschäftigungen zu suchen und vielleicht auch einen Neustart in ihrem Beruf zu wagen, zieht es sie zu der alten abbruchreifen Nachbarsvilla hin. Nachts kommen von dort seltsame Klopfgeräusche, die jedoch anscheinend nur sie selber hört. Und nicht nur das, auch die Villa und das Grundstück nimmt sie völlig anders wahr als Dirk oder ihr Vermieter Sebastian Duroc. Vor allem ist die Villa bewohnt und das kann doch eigentlich gar nicht sein. Ava zweifelt an sich selbst. Geschieht dies alles wirklich oder wird sie verrückt?
Ob sie in der verfallenen Ruine wirklich jemandem begegnet, das wird nicht verraten. Nur so viel sei gesagt. Die Geschichte hat mit Bildhauerei und dem Künstler Auguste Rodin zu tun, der bis zu seinem Tod 1917 in Meudon lebte.

Stefanie Hohn ist ein wunderbarer Roman gelungen, der sich nicht leicht in die gängigen Genres wie Liebesroman oder Fantasyroman einsortieren lässt. Die Autorin verwebt gekonnt mystische Elemente mit der Realität und genauso wie Ava, wissen auch die Leser nicht, wo die Realität aufhört. Wo beginnt die Einbildung und ist es überhaupt Einbildung oder geschieht dies wirklich?
Diese Wirkung ist auch deshalb so stark, weil Stefanie Hohn weiß, wovon sie schreibt. Sie kennt sich in Frankreich aus und auch das Thema Bildhauerei und Auguste Rodin hat sie sehr gut recherchiert und gekonnt in der Geschichte eingebracht, ohne dass man beim Lesen jemals das Gefühl eines Infodumps bekommt.

Das Buch richtet sich an kompetente Leser. Es hat eine normale Lesbarkeit, durch die Komplexität des Themas jedoch eine Tendenz zu einer anspruchsvollen Lesbarkeit. Leser, die mit einer normalen Lesbarkeit schon gut zurechtkommen, können sich an dieses Buch aber ruhig heranwagen. Wer sich noch unsicher ist oder wer sich von dem Umfang (XXL) noch abschrecken lässt, dem empfehle ich das Buch gemeinsam mit einem Lesepartner zu lesen. So kann man sich auch besser über die Geschichte austauschen, und es macht Spaß über den weiteren Verlauf zu spekulieren.
Die Serifenschrift hat eine normale Größe und auch die Zeilenabstände sind nicht erweitert. Lesern, die Probleme mit der visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung haben, empfehle ich das E-Book.

Fazit: Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte voller Mystik und einem Hauch Erotik.

 Autorenwebseite von Stefanie Hohn

 

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